Grytviken #1

Auf den Spuren der Walfänger

Auch in der Antarktis hat der Mensch inzwischen jede Menge Spuren hinterlassen. Am deutlichsten ist der Einfluss auf Südgeorgien (das ich in dem Zusammenhang jetzt mal großzügig zur Antarktis zähle). Die gößte Siedlung ist bzw. war Grytviken. Obwohl Südgeorgien zu Großbritannien gehört, war diese Siedlung norwegisch. 1965  wurde sie aufgegen und ist jetzt nur noch für Touristen interessant.

St. Andrews Bay

Bevor wir Grytviken besuchten, gab es aber einen anderen Stopp. Und wieder begann der Tag sehr früh (nämlich mit Ausbootung um 6:30 Uhr). Ziel: die St. Andrews Bay, wo die größte Pinguinkolonie Südgeorgiens beheimatet ist. Um die 150.000 Brutpaare, d.h. rund 450.000 Tiere gibt es hier. Der Weg von der Anlandestelle zur Kolonie war etwas weiter, inklusive Durchquerung eines Baches, aber er hat sich gelohnt. Auch wenn wir schon zwei Kolonien gesehen haben, war diese wieder aufs Neue sehr beeindruckend. Beeindruckend war auch der Seeelefant am Ufer, vor dem wir alle ordentlich Respekt hatten. Im Gegenzug schien er von uns weit weniger beeindruckt, die ganze Zeit über hat er sich kaum geregt.

Pinguinkolonie #5 (St. Andrews Bay)
St. Andrews Bay
Fütterungszeit (St. Andrews Bay)
Königspinguin mit "Kaffeewärmer"
Seeelefant #1 (St. Andrews Bay)
Seeelefant

Grytviken

Am Nachmittag stand dann Grytviken auf dem Programm. Zuerst gab es aber noch einen Vortrag von einer Mitarbeiterin des Museums über Grytviken und den „Antarctic Heritage Trust“, dann ging es an Land. Eigentlich war geplant, dass man, wenn man wollte, in Maiviken an Land gehen und von dort aus nach Grytviken wandern konnte. Allerdings war die Anlandestelle von so vielen Seebären bevölkert, dass die Tour aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde. Seebären können bei der Verteidigung ihres Territoriums sehr aggressiv werden. Also sind wir alle an Bord geblieben und direkt nach Grytviken gebracht worden. Immerhin hatten wir dort dadurch mehr Zeit.

Die alte Walfängersiedlung ist schon lange fast unbewohnt (nur die Museumsmitarbeiter leben dort während der Saison). Vieles ist verfallen, aber dennoch ist noch genügend erhalten um einen Eindruck zu bekommen, wie die Siedlung zu ihrer Blütezeit ausgesehen haben mag. Grytviken wurde 1904 von dem Norweger Carl Anton Larsen gegründet. Bereits im ersten Jahr erlegten die Walfänger hier 200 Tiere. 1965 wurde „Walverarbeitung“ eingestellt, da sie nicht mehr lukrativ war. Es waren fast alle Tiere erlegt. Bis zu dem Tag wurden in Grytviken insgesamt 54.100 Wale verarbeitet; auf allen Stationen Südgeorgiens zusammen waren es 175.000 Tiere, in der gesamten Antarktis 1,5 Millionen. Zusätzlich wurden noch jedes Jahr 50.000 Robben gefangen und verarbeitet. Ob sich die Bestände der Wale je erholen werden, ist fraglich.

ehemalige Walfänger #1 (Grytviken)
ausrangierte Walfangboote
Grytviken #5
Diese Robbe kann ganz entspannt sein.
Und ab die Post... (Grytviken)
Ab die Post!

Der erste Anlaufpunkt in Grytviken war die Poststation. Auch wenn die Reise gerade erst begonnen hatte, habe ich hier alle meine Postkarten losgeschickt – ich wollte ja, dass sie wirklich aus der Antarktis (oder zumindest subantarktischem Gebiet) kommen und nicht aus Argentinien. Denn Ushuaia wäre die einzige andere Möglichkeit gewesen.

Dann gab es eine kleine Führung durchs Museum und die Walverarbeitungsanlagen, sowie einen Spaziergang zum Friedhof. Auch hier hatten sich zahlreiche Seebären versammelt, so dass der Weg mehr einem Slalom glich. Der Friedhof ist sehr überschaubar, es gibt nur eine Handvoll Gräber. Darunter allerdings auch das von Sir Ernest Shackleton, dem berühmten Antarktisforscher.

Während die meisten übrigen Passagiere sich dann in der kleinen Holzkirche versammelten um unserem Bordmusiker zu lauschen, wie er Weihnachtslieder auf dem Harmonium spielt, habe ich die Gelegenheit genutzt, mich in einen Fotorausch hinein zu fotografieren. Im Anschluss an das Konzert gab es vor der Kirche Glühwein und Kekse. Definitiv einer der denkwürdigeren Adventssonntage in meinem Leben. Fun Fact: Die kleine weiße Holzkirche wurde 1913 hierher transportiert, ursprünglich stand sie in Strømmen, Norwegen.

Das war die letzte Station in Südgeorgien. Von hier aus nahmen wir also Kurs auf die Antarktische Halbinsel!

Grytviken Friedhof #2
Friedhof von Grytviken
Wedellrobben #2 (Grytviken)
Die Seebären erobern sich ihr Revier zurück.
J Caird (Grytviken)
Die "Nussschale" von Sir Ernest Shakleton.

Gestern und Morgen

Das war gestern (Drei Bays an einem Tag)

So geht’s weiter (Wieder auf See)

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