Grachtenblick

Ein Wochenende in Amsterdam

Nachdem ich in letzter Zeit ja doch häufiger mit der Deutschen Bahn gehadert habe, wurde ich dieses Mal reibungslos und pünktlich vom ICE Schwäbisch Hall nach Amsterdam gebracht. Von Frankfurt aus dauert es vier Stunden bis in die „Bicycle City“. Und es hat nach meiner Ankunft keine vier Stunden gedauert, bis ich mich in die Stadt verliebt habe.

Freitag

Vom Bahnhof aus führte mich ein kurzer Fußmarsch am Wasser entlang zum „Sailing Home„, dem Botel, das für diese Wochenende meine Herberge ist. Im Sommer kann man mit Eline & Willy auf Törn gehen, im Winter liegt das Boot im Oosterdok. Das Zimmer ist klein, aber hat alles was man braucht. Dass man sich auf einem Schiff befindet, spürt man aufgrund des nicht vorhandenen Seegangs hier im Oosterdok überhaupt nicht. Finde ich ein bisschen schade, denn ich mag es eigentlich ganz gerne, wenn es ein wenig schaukelt.

Meine Unterkunft :-)
Meine Unterkunft 🙂

Ich halte mich allerdings nicht lange hier auf, denn die Stadt will erkundet werden. Wie meistens auf Städtetouren, laufe ich erstmal ohne großen Plan los. Ich weiß zwar, was ich am Ende auf jeden Fall gesehen haben will – aber an und für sich lasse ich mich gerne treiben, biege ab, wo es interessant aussieht, und laufe meistens doch eher in eine völlig andere Richtung als ich ursprünglich vorhatte.
Hier lenkt mich direkt am Ende des Docks schon ein Markt ab, auf dem ich direkt mehr Geld als üblich für Souvenirs lasse.
Und um das zu feiern, gönne ich mir erstmal eine ordentliche Portion Frietjes. Ob es die Marihuana-Schwaden sind, die man hier immer wieder einatmet, die so hungrig machen? 😉
Frisch gestärkt laufe ich kreuz und quer die Gassen von De Wallen entlang, bis ich auf den Begijnenhof treffe, der auf meiner to do Liste steht. Ein schöner Hof, umsäumt von schön gepflegten Häusern im typischen Amsterdam-Style. Früher haben hier Beginen gewohnt, heute findet man die hier aber nicht mehr.
Im Kontrast dazu steht die Kalverstraat, direkt um die Ecke. Auch hier tolle alte Häuser, aber darin befinden sich die typischen Läden, die man in jeder Einkaufsstraße in jeder Stadt findet. Mit einer Ausnahme: wohl nur in den Niederlanden findet man zwischen all den Mode-Ketten riesige Käse-Geschäfte…
Toll ist hier v.a. die Beurspassage – nicht wegen der Geschäfte sondern wegen der „Ursuppe“ die dort in Jugendstiloptik dargestellt ist. Einfach großartig!

Pippin im Begijnenhof
Pippin im Begijnenhof
Beurspassage
Beurspassage

In vielen der kleinen Seitenstraßen befinden sich Cafés, Fast Food Läden und Restaurants. Nach dem ich mir ja schon die typischen Pommes gegönnt habe, kommt jetzt noch ein Pfannkuchen dazu. Muss einfach sein! Und wird wohl nicht der einzige für dieses Wochenende bleiben…
Inzwischen ist es fast dunkel, also mache ich mich auf zum Anleger der Lover Cruises. Auch im Dunkeln ist eine Fahrt über die Grachten lohnenswert. Man sieht zwar wenig von den Fassaden der Grachtenhäuser, aber die Lichter (v.a. die der Brücken) geben dem Ganzen eine schöne Stimmung. So kann man den Tag gut ausklingen lassen.

Amsterdam by Night
Amsterdam by Night

Samstag

Der Tag heute gehörte dem Grachtenring und Jordaan. Diese Viertel sind geprägt von den typischen Häusern, kleinen Geschäften und Cafes. Stundenlang bin ich durch die Gassen und an den Grachten entlang gelaufen und habe die Stimmung auf mich wirken lassen.
Auch das Grachtenhaus-Museum habe ich besichtigt. Das ist mal wieder ein Highlight unter den Museen. Zwar nicht wirklich interaktiv (auch wenn sie damit werben), aber der Einsatz von Projektionen auf Wände, Tische und die Modellhäuser ist gut durchdacht. Auch der Audioguide ist hier mal sinnvoll eingesetzt. Besonders toll: das Modell eines Grachtenhaus-Blocks durch dessen Fenster man in die Räume blicken kann – in denen Hologramme Alltagsszenen zeigen!

Nicht ganz so modern, aber trotzdem sehenswert ist das Koninklijk Paleis, das ehemalige Rathaus von Amsterdam. Der Bürgersaal mit den Weltkarten am Boden und den Skulpturen an den Wänden ist durchaus beeindruckend. Hier ist der Audioguide allerdings wieder der klassische Typ (ich stopfe euch mit jeder Menge Detailinformationen voll, die eh niemand behalten kann).

Museum Het Grachtenhuis
Museum Het Grachtenhuis
Tanztee
Tanztee
Atlas trägt die Last der Welt
Atlas trägt die Last der Welt

Eigentlich wollte ich auch noch auf den Westertoren klettern um die Aussicht auf Amsterdam zu bestaunen, aber der hat im Winter leider geschlossen.
Insgesamt habe ich an den Grachten so viel Zeit verbummelt, dass mein Plan für den Nachmittag etwas umgewandelt werden musste. Statt Hop-On-Hop-Off Bus- und Schiffstour zumindest teilweise heute zu machen, habe ich nur die halbe Schiffstour geschafft. Aber da das Ticket 24 Stunden gültig ist, kann ich den Rest ja am Sonntag Vormittag nachholen.

Grachtenblick
Grachtenblick
Amsterdam Skyline
Amsterdam Skyline
Raubtierfütterung
Raubtierfütterung

So passt es gerade, eine Kleinigkeit zu essen und dann zum Concertgebouw zu laufen, wo ich den Abend mit einer grandiosen Darbietung von Mozart-Stücken (u.a. die Krönungsmesse und das Requiem) genieße. Hier zeigt sich mal wieder die relaxte Einstellung der Niederländer zu allen möglichen Belangen. Man macht sich zwar schick, brezelt sich aber nicht auf. Die Aufführenden stehen nicht stocksteif, ehrerbietend auf der Bühne. Selbst den Applaus zwischen den Sätzen nehmen Künstler und restliches Publikum gelassen zur Kenntnis (bis zum Requiem hat sich dann aber bei allen rumgesprochen, dass erst am Ende applaudiert wird).
Auf dem Rückweg genieße ich dann noch die schön beleuchteten Gassen und Plätze. Es ist viel los auf den Straßen, und trotz teils starkem Wind sind die Temperaturen angenehm, so dass es ein wirklich netter Abendspaziergang ist.

Sonntag

Gestern war ich ja über die Hop-On-Hop-Off-Touren hinweggekommen. Zum Glück. Denn beim heutigen Dauerregen bleibe ich so wenigstens halbwegs trocken und sehe trotzdem noch was von der Stadt. Leider sehe ich das durch beschlagene Scheiben voller Regentropfen.
Während die Schiffstour durchs IJ und über die Grachten auch bei Regen seinen Reiz hat, bin ich von der Bustour etwas enttäuscht. Es war mir vorher gar nicht aufgefallen, und es hat ja auch seinen Sinn, wenn man drüber nachdenkt: durch die engen Gassen der Innenstadt fahren die Busse nicht. So wird man in einem großen Bogen um die Sehenswürdigkeiten Amsterdams herumgefahren. Zum Sightseeing bietet sich diese Tour nicht wirklich an, aber man gelangt an die wichtigsten Punkte der Stadt ohne viel laufen zu müssen. Da das Zentrum von Amsterdam aber nicht so groß ist, kann man sich eigentlich alles erlaufen. Nur halt nicht bei Regen und Sturm 😉 Zwischenzeitlich hat der Bus deutlich mehr geschwankt als das Boot auf dem ich geschlafen habe.
Der einzige Stopp, den ich auf der Bustour mache, ist am Rijksmuseum. Da war ich gestern auf dem Weg zum Concertgebouw dran vorbei gelaufen, und hatte aufgrund der interessanten Eingangshalle beschlossen, dass ich einen Blick hineinwerfen und ein paar Photos machen möchte. Das habe ich dann auch getan, für die 20€ Eintritt ins Museum selber war ich dann aber doch zu geizig.

Rijksmuseum
Rijksmuseum
Hello - Hello
Hello - Hello

Da habe ich lieber 5€ Eintritt für den Flohmarkt in den IJ-Hallen gezahlt. Diese befinden sich nördlich vom IJ (diesem Wasser, von dem niemand weiß, ob es ein Fluss, ein See oder eine Meeresbucht ist). Der Flohmarkt ist so, wie ich Flohmärkte von früher in Erinnerung habe. Viel unnützes Gedöns, viel altes Gedöns, Kleidung und diverse Schätzchen. Keine offensichtlich gewerblichen Händler und kein China-Schrott. Und das Ganze dann noch überdacht. Ich hab zwar nichts gekauft, der Ausflug hat sich aber gelohnt. Auch wenn ich erstmal die falsche Fähre übers IJ genommen habe. Zum Glück sind die umsonst…
Wieder zurück im Zentrum von Amsterdam war dann nur noch Zeit für einen der besten Veggie-Burger, die ich je gegessen habe, im Ter Marsch & Co (#f*ckyourdiet), bevor ich mich in die Bahn zurück nach Frankfurt setzen muss.

Gestern und Morgen

Das war gestern (…)

So geht’s weiter (…)

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