Elbe bei Königstein

Elberadweg 2 – Der Deutsche Teil

Heute war es also endlich soweit. Ich habe mich aufs Rad gesetzt und bin mehr gefahren als nur vom Bahnhof zum Hotel bzw. vom Hotel zum Bahnhof. Diese Woche ging es von Magdeburg bis nach Děčín, kurz hinter der tschechischen Grenze.

von Magdeburg nach Wittenberg

Und ausgerechnet die Etappe von Magdeburg nach Lutherstadt Wittenberg (nicht zu verwechseln mit Wittenberge) war die längste der gesamten Tour.
100 km scheinen meine Obergrenze zu sein, und dabei haben die letzten 10 km nicht mehr wirklich Spaß gemacht. Das mag auch ein wenig dem Wetter geschuldet gewesen sein – durch den Wind war es ziemlich kühl und natürlich kam der hauptsächlich von vorne. Soviel zu meiner Idee, dass man in Richtung Quelle eher Rückenwind hat…
Von der Elbe habe ich ziemlich wenig gesehen, zum Teil wegen den in der Gegend rumstehenden Bäumen, zum Teil weil die Strecke zu weit von der Elbe entfernt war. Ausnahme: die drei Überquerungen per Fähre. Das waren v.a. willkommene Radelpausen. Und mit 1.50 € pro Überquerung durchaus bezahlbar. Bei der zweiten Fähre war ich der einzige Passagier. Da haben die 1.50 € sicher nicht gereicht, um die Fahrt lukrativ zu machen. Aber ich schätze, in der Hauptsaison werden da schon ein paar mehr Radler zusammenkommen.
Ansonsten war die Fahrt recht unspektakulär. Es gibt für meinen Geschmack etwas zu viel grobes Kopfsteinpflaster, das einfach Kraft kostet, aber abgesehen davon war die Strecke schon ok.
Überraschenderweise war ich bei der Ankunft in Wittenberg weniger erschöpft als erwartet. Also habe ich mich nur kurz frisch gemacht und bin ohne mein übliches Nickerchen direkt durch die Stadt getapert. Die Altstadt von Wittenberg ist nicht groß, aber sehr hübsch. Leider waren die meisten Geschäfte um sechs schon geschlossen. Nichts für den verwöhnten Großstädter 😉 Aber schont den Geldbeutel und spart Gewicht in den Packtaschen.

Elberadweg bei Wittenberg
Elberadweg bei Wittenberg
... nicht immer asphaltiert
... nicht immer asphaltiert
Luther in der Lutherstadt
Luther in der Lutherstadt

Von Wittenberg nach Torgau

Am nächsten Morgen waren die Beine dann doch etwas müde, und der Hintern protestierte etwas beim ersten Berühren des Fahrradsattels (und nicht nur beim Ersten). Die heutige Etappe war deutlich kürzer, auch wenn ich ein paar Kilometer mehr gefahren bin, als ursprünglich geplant. Es gab mehrere Umleitungen, die mich von der Elbe wegführten, so dass ich auch heute wenig vom Fluß gesehen habe. Statt der geplanten 65.6 km kamen so 72.5 km zusammen. Nicht tragisch, aber nervig. V.a. wenn das Wetter schon aufs Gemüt geht. Bin wohl doch ein Schönwetterradler 😉

Elberadweg bei Torgau
Elberadweg bei Torgau
Schloß Hartenfels
Schloß Hartenfels
Wendeltreppe von Schloß Hartenfels
Wendeltreppe von Schloß Hartenfels

Torgau selber gehört nicht zu den Highlights auf der Strecke. Sehenswert ist allerdings das Schloß Hartenfels, das größte Renaissance-Schloß Deutschlands. Die Wendeltreppe aus Elbsandstein ist wohl ein architektonisches Meisterstück. Ich war natürlich wieder mal zu spät da (heute gab’s nach der Tour wieder das obligatorische Nickerchen), daher habe ich es nur von außen gesehen. D.h. den Innenhof und den Aufgang mit der Wendeltreppe konnte ich besichtigen. Und das war schon sehenswert. Nicht zu sehen waren die drei Bären, die den Burggraben bewohnen. Damit war das Sightseeing in Torgau quasi auch schon abgeschlossen.

Von Torgau Nach Meißen

Von Torgau ging es weiter nach Meißen. Wieder meine „Wohlfühldistanz“ zwischen 70 km und 80 km. Leider gab es wieder kein Wohlfühlwetter. Und um auf die letzten zwei Tage noch eins draufzusetzen, hat es bis auf die letzte halbe Stunde durchgeregnet. Ok, eher genieselt, aber das ist unangenehm genug, finde ich. Wenigstens hatte sich der Wind nach etwa der Hälfte der Zeit gelegt.
Man sagt ja, es gäbe kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Zum Glück ist meine Kleidung ausreichend regendicht. Abgesehen von den Handschuhen. Die sind halt nur kurz, nicht ideal bei Wind und Regen.
Auch heute gab’s wieder ein paar Umleitungen. Unter anderem konnte ich so in Riesa die geplante Überfahrt mit der Fähre nicht machen. Zum Glück gibt es den Elberadweg auf beiden Uferseiten. Und da ich wohl spätestens in Meißen eine Brücke finden würde, bin ich entspannt weiter auf der ungeplanten Uferseite weitergefahren. Tatsächlich gab es zwischen Riesa und Meißen keine Möglichkeit, die Elbe zu überqueren. Wenn man also dazwischen irgendwo Station machen wollte, wäre das eher unpraktisch.
Komoot war übrigens nicht Willens, oder nicht in der Lage, die neue Route zu berechnen. Dafür wurde ich in regelmäßigen Abständen darüber informiert, dass sich die Route rechts von mir befindet, meistens „in 550 m“. Die beiden Varianten vom Elberadweg laufen überraschenderweise ziemlich parallel 😉
Obwohl ich nicht wirklich nass geworden bin, war ich doch etwas durchgefroren. Ich konnte mir jedoch ohne schlechtes Gewissen viel Zeit zum Aufwärmen nehmen. Sightseeing ist nämlich erst nächsten Tag eingeplant. Denn da geht es nur nach Dresden, und die 27 km sind in eineinhalb Stunden zu schaffen. Und da ich in Dresden einen Pausentag habe, reicht es, wenn ich dort erst später am Nachmittag ankomme.

Elberadweg bei Meißen
Elberadweg bei Meißen
Achtung Wildpflaster...
Achtung Wildpflaster...
Da habe ich mich wohl verfahren!
Da habe ich mich wohl verfahren!

Von Meißen nach Dresden

Vor der Fahrt nach Dresden standen also erstmal die Highlights von Meißen auf dem Plan. Erste Station: das Stadtmuseum. Das befindet sich in der ehemaligen Kirche des Meißner Franziskanerklosters. Die Ausstellung ist allerdings etwas zusammengewürfelt, ein Konzept habe ich nicht wirklich erkannt. Ein paar interessante Exponate gibt es zwar, v.a. natürlich die zum Thema Porzellan. Insgesamt war ich aber nicht so angetan. Aus mir wird einfach kein Museums-Fan mehr, glaube ich.

Porzellanbank in Meißen
Porzellanbank in Meißen

Danach habe ich mein vollbepackes Fahrrad hoch zur Albrechtsburg geschoben. Dieses grobe Kopfsteinpflaster ist in der Ebene schon schlimm genug. Aber darüber auch noch bergauf zu fahren? Muss nicht sein…
Direkt neben der Albrechtsburg befindet sich auch noch der Dom. Beide kann man einzeln oder mit einem Kombiticket besuchen. Ich hab mich fürs Kombiticket entschieden (ohne das optionale halbstündige Orgelkonzert im Dom).

Der Dom ist, nun ja, ein Dom. Die Albrechtsburg hingegen ist wirklich sehenswert! Schon der erste Treppenaufgang mit Wendeltreppe ist sehr fotogen, und es geht auch fotogen weiter. Die Räume sind alternativ komplett in weiß gehalten, oder sehr SEHR opulent bemalt. Die Infotafeln, bzw. Infokästen sind im Kontrast zu den alten Gemäuern sehr modern in Edelstahl ausgeführt. Sowas mag ich ja! Ist nur schwierig zu fotografieren, weil man sich immer darin spiegelt…

In der Albrechtsburg
In der Albrechtsburg
Hmmm....
Hmmm....
Ausblick nach Meißen
Ausblick nach Meißen

Ich habe in der Burg allerdings so viel Zeit verbracht, dass die Porzellanmanufaktur nicht mehr drin war. Für den Nachmittag war ein Gewitter angekündigt und ich wollte in Dresden sein, bevor das runter kommt. (Überraschung: es kam nicht). Die Strecke ist gut zu fahren. Es geht tatsächlich meistens direkt an der Elbe entlang, der Weg ist meistens asphaltiert und es gab weiterhin kaum Steigung. Und weder Wind noch Regen. Leider auch keine Sonne, aber man kann ja nicht alles haben.
Durch den vorgezogenen Start war ich dann früh genug in Dresden, um mir schon mal entspannt einen ersten Eindruck von der Stadt zu verschaffen. Und ich muss sagen, sie hat ihren Reiz. Es stehen schon ein paar eindrucksvolle Gebäude hier rum!

Dresden

Ich hatte vorher sowohl begeisterte als auch nicht so begeisterte Berichte von Dresden bekommen, also waren meine Erwartungen relativ neutral. Gestern hatte ich ja schon einen ersten Blick auf die Stadt geworfen, und war recht angetan. Und der Eindruck hat sich heute bestätigt.
Normalerweise erkunde ich Städte ja lieber zu Fuß, lasse mich treiben, schaue an jeder Abbiegung, wo es interessanter aussieht… aber ein Tag ist viel zu wenig für die ganze Stadt. Daher habe ich mich erstmal für eine Stadtrundfahrt entschieden. Leider sind das hier, anders als auf der Homepage suggeriert, keine Hop on Hop off – Busse. Es gibt tatsächlich nur zwei Stopps, an denen man aussteigen kann. Es ist dann angedacht, dass man ein paar Minuten damit verbringt, Photos zu machen und eventuell etwas Geld auszugeben (z.B. in der Pfunds-Molkerei), dann steigt man aber wieder in den gleichen Bus ein und fährt weiter. Ich wollte aber durch die Neustadt laufen, also habe ich den Bus nach dem Molkerei-Stopp ohne mich abfahren lassen.
Die Neustadt ist genau mein Geschmack: Alternative Läden, Cafés, Graffitis, die Kunsthofgalerie… Leider (oder zum Glück?) muss ich mich beim shoppen zurückhalten. Alles was ich kaufe, muss ja in die Packtaschen passen, darf nicht zu viel wiegen, und darf nicht zerbrechlich sein. Das schont den Geldbeutel. Gilt natürlich nicht für Eierschecke, Himbeerbrownies und Co.

Interessante Architektur...
Interessante Architektur...
... Graffiti...
... Graffiti...
... und sogar Natur ;-)
... und sogar Natur 😉

Der Nachmittag gehörte dann der Altstadt, mit Zwinger, Semperoper und so weiter. Das meiste habe ich tatsächlich gestern schon gesehen, aber bei blauem Himmel sieht alles doch noch ein bisschen schöner aus. Für die Semperoper-Führung ist das natürlich nicht so wichtig. Die hätte ich besser gestern schon gemacht, aber das war mir zu spät eingefallen.
Gelohnt hat sie sich allemal. Auch wenn ich es mal wieder ungerecht finde, fürs fotografieren nochmal extra zahlen zu müssen. Aber das Gebäude ist nun mal fotogen! Und die Führung war tatsächlich informativ, mit netten Anekdoten versetzt, nicht zu lang, nicht zu kurz… Ich habe unter anderem gelernt, dass hier alles Maskerade und Täuschung ist: die Holzpaneele bestehen aus Gips (EINDRUCKSVOLL bemalt), die Marmorsäulen aus Ziegelsteinen (ich wusste nicht, dass man die so glatt poliert bekommt, hat irgendwas mit „Venezianischer Seife“ zu tun), die Deckengemälde sind in die Decken eingepasste Leinwände…
Absolut echt ist allerdings das Klangerlebnis. Die Akustik ist so ausgefeilt, dass die Sänger keine Mikros tragen müssen! Davon habe ich mich dann am Abend auch selber überzeugt. Tosca und die übrigen Sänger und Sängerinnen waren tatsächlich wunderbar zu hören. Auch in der vorletzten Reihe im obersten Rang. Wie ich in der Führung gelernt habe, ist der Klang dort oben sogar am besten, da er von der Decke reflektiert wird. Da habe ich beim Ticketkauf ja alles richtig gemacht.
Insgesamt hat mir Dresden sehr gut gefallen. Hier werde ich garantiert nochmal herkommen, dann aber für ein paar mehr Tage!

Semperoper
Semperoper
Zwinger
Zwinger
Frauenkirche
Frauenkirche

Über die Grenze nach Děčín

Mit ausgeruhten Beinen bin ich in Dresden los, um nach Tschechien zu fahren. Steter Begleiter auf der heutigen Tour: der Gegenwind. Das war echt anders geplant! Aber man kann halt nichts dagegen machen – außer strampeln… Zumindest war es endlich angenehm warm.
Heute war fahrttechnisch und auch landschaftlich die bisher schönste Etappe.
Es geht größtenteils direkt an der Elbe entlang, die nächste Straße ist nicht in Sicht- oder Hörweite. Nur für eine recht kurze Strecke haben sich Bahngleise zwischen den Radweg und den Fluss geschummelt. Der Radweg ist hier aber von Bäumen gesäumt, so dass die Gleise optisch nicht stören.
Auf etwa halber Strecke zwischen Dresden und Děčín liegt die Festung Königstein (für die Frankfurter: nicht mit Königstein im Taunus verwechseln!). Die größte Festung Deutschlands liegt hoch oben auf dem Elbsandsteingebirge – gut, das sind nur 240 Meter oberhalb der Elbe, aber der Weg hinauf ist steil. Ich musste feststellen, dass 10% Steigung mit dem bepackten Rad für mich die Grenze des Machbaren sind. Leider werde ich die auf der letzten Etappe auch nochmal haben. Und dann gibt es oben an der Festung nicht mal Fahrradständer. Die wären unten am Parkplatz gewesen. Ab da soll man laufen oder die Bimmelbahn nehmen. Immerhin gibt’s ein paar Straßenlaternen, da durfte dann eine zum Sichern des Rades herhalten.
Die Festung bietet aufgrund ihrer exponierten Lage einen tollen Blick über das Umland – als hätten die das mit Absicht gemacht. Das Areal ist in der Tat ziemlich groß, von aussen betrachtet aber recht unspektakulär. Die Ausstellungen sind vielleicht interessanter, aber für die habe ich mir keine Zeit genommen. Ich musste ja noch weiter nach Děčín.

Ausblick von der Festung Königstein
Ausblick von der Festung Königstein
Kontrollblick - alles noch da.
Kontrollblick - alles noch da.

Bevor ich mich gen Grenze aufmachen konnte, musste ich mich allerdings noch eine halbe Stunde mit einem älteren Ehepaar unterhalten. Bzw. einem älteren Herrn zuhören der mich beim Aufschließen des Rades angesprochen hatte. Er hatte jede Menge Anekdoten von seinen Radtouren zu erzählen, und hat mir erklärt, welches Rad das beste für eine Tour ist, und wo ich langfahren muss…. Seine Frau war aber ganz nett.
Nachdem ich dann endlich losgekommen war, hat es noch eine Stunde bis zur Grenze Deutschland-Tschechien gedauert. Interessanterweise ist dort nur das tschechische, nicht aber das deutsche Wappen zu sehen. Ich hätte ja erwartet, dass auf den beiden Seiten der Stele die beiden Länder gezeigt sind. Aber da habe ich mich offensichtlich geirrt.
Landschaftlich tut sich beim Grenzübergang nichts. Bis Děčín fährt man dicht an der Elbe, bzw. jetzt Labe, entlang, der Fluss ist gesäumt von den bewaldeten Hügeln des Elbsandsteingebirges.
Děčín selber ist recht unspektakulär. Es gibt ein Schloss (natürlich wieder am höchsten Punkt der Stadt) und eine kleine Fußgängerzone mit einer Handvoll hübscher Häuser. Allerdings nicht im besten Zustand.
Also bleibt der Stadtbummel heute Abend recht kurz – im Hotel die Beine hochlegen ist auch nett!

Grenzübergang Deutschland - Tschechien
Grenzübergang Deutschland - Tschechien
Elberadweg bei Decin
Elberadweg bei Decin

Weitere Beiträge

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert