Düne bei Gurvanbulag

Gurvanbulag

Gurvanbulag ist eine Kreisstadt im Norden der Mongolei (Einwohnerzahl: ~3000). Hier gibt es ein Eco-Camp das von der hiesigen Nomadengemeinde betrieben wird. Weil es hier so schön ist, haben wir gleich zwei Tage in diesem Camp verbracht und sind gewandert, geritten, haben Bogenschießen gelernt, Kostümparty gefeiert, gegessen, gelacht und gesungen.

Entdeckungen am Wegesrand

Auf dem Weg Richtung Gobi machen wir zunächst Halt an den Ruinen von Khar Bukh, in der Nähe von Bulgan. Die alten Steinmauern zeugen von der alten Hauptstadt der Kitan. Gebaut wurde die Siedlung im 10. Jahrhundert, aber viel mehr ist darüber nicht bekannt. Interessant ist die Bauweise, bei der große Steine mit vielen kleinen flachen Steinen abgewechselt werden. Es gibt anscheinend keinen Mörtel dazwischen. Aber trotz der starken Winde sind viele Mauern noch gut erhalten.

In den Ruinen von Khar Bukh
In den Ruinen von Khar Bukh
Stadttor
Stadttor
Obo
Obo

Eine andere Sehenswürdigkeit auf dem Weg ist ein Obo, ein großer Steinhaufen, der jährlich von den hiesigen Schamanen gesegnet wird, und den die Nomaden aufsuchen um den Geistern zu danken oder sie um Hilfe zu bitten. Man legt drei Steine auf den Haufen, bevor man dreimal im Uhrzeigersinn darum herum geht. Neben Steinen finden sich aber auch zahlreiche Gegenstände wie Bilder, Gipsverbände und Krücken, Tücher, Geld, etc. auf dem Haufen. Etwas abseits liegen noch mehr Krücken: „Wer welche braucht, kann sie sich hier nehmen.“

Entstanden ist der Hügel wohl durch junge Männer, die in den Krieg ziehen mussten. Jeder legte einen Stein ab und wer zurückkam, nahm seinen Stein wieder an sich. Die Steine, die nicht wieder weggenommen werden konnten, dienten dem Gedenken an die gefallenen Krieger.

Die Nomaden von Gurvanbulag

Heute übernachten wir im Ökocamp von Gurvanbulag. Hier gibt es traditionelle Jurten, zwar mit Lampe (die man wegen der Viecher aber eh nicht anmacht) aber ohne Steckdose. Aber die Kameraakkus sind noch voll, also kein Problem. Nach dem Mittagessen haben wir zwei Stunden Pause (die wir zum Ausschlafen des Jetlags nutzen, was heute etwas besser funktioniert).

Dann besuchen wir eine Nomadenfamilie, die uns „an ihrem Alltag teilhaben lassen“. Wieviel davon wirklich Alltag ist, und wieviel Show, ist schwierig zu beurteilen. Aber interessant ist es allemal. In der Hauptjurte werden wir mit Milchtee, getrocknetem Frischkäse und Keksen mit Rahm empfangen. Der Milchtee ist kalt („ist ja warm draußen“) und schmeckt wie verdünnte Milch. Der getrocknete Käse ist steinhart und für meinen Geschmack etwas zu sauer. Der Rahm ist traumhaft lecker.

Uns wird gezeigt wie man den Käse macht (zumindest einige Schritte davon), und wie die Molke zum Enthaaren von Schafsleder genutzt wird. Außerdem zeigen sie uns, wie sie aus vergorenem Joghurt Wodka machen: In den großen Topf mit Joghurt kommt ein Metallzylinder, da hängt man einen kleinen Topf rein auf den Zylinder kommt ein Deckel. Beim Erhitzen steigt der Alkohol hoch, kondensiert am Deckel und tropft in den Topf.  Es entsteht ein etwa 15%iger „Wodka“. Unsere russische Mitreisende protestiert: „Das ist kein Wodka!“ Wir machen uns eher Sorgen über den Methanolgehalt des Gebräus. Natürlich müssen wir alle davon trinken (zumindest nippen). Aber wir können alle noch sehen, also war nicht zu viel Methanol drin. Und geschmeckt hat es auch.

Unsere Fragen werden geduldig beantwortet, z.B. die Haltbarkeit eine Jurte (sie haben ihre seit der Hochzeit vor 20 Jahren), wie oft sie umziehen (mindestens vier Mal im Fahr – Frühling, Sommer, Herbst, Winter, im Sommer evt. 2-3 Mal mehr), was die Kinder machen (die Älteste studiert Stadtentwicklung in Ulanbaatar, die Jüngeren drei gehen in Gurvanbulag ins Internat), … Dann geben wir unsere Gastgeschenke ab, was auch als Verabschiedung gilt, und machen uns auf den Rückweg in unser Camp.

Wohnjurte
Wohnjurte
Getrockneter Frischkäse
Getrockneter Frischkäse
Mongolische Kostümparty
Mongolische Kostümparty

Die Zeit bis zum Abendessen wird mit einer Kostümparty überbrückt. Alle Gäste werden in traditionelle mongolische Gewänder gesteckt, aus Mangel an Männern müssen auch die Fahrer mitmachen. Dann wird munter herumfotografiert, bis jeder mit jedem auf jeder Kamera drauf ist.

Zum Abendessen gibt es ein kleines Buffet mit Salat und Dosengemüse, dazu eine Fleisch- und eine Gemüsevariante von Buuds (gedämpfte Teigtaschen). Die vegetarischen Taschen sind schneller weg als ich gucken kann, aber zwei habe ich immerhin abbekommen. Zum Nachtisch bekommen wir den (unvergorenen) Joghurt, den wir von der Nomadenfamilie mitgebracht haben. Sehr frisch, sehr lecker!

Reiten, schießen, wandern, singen

Heute bleiben die Autos stehen, wir vertreiben uns die Zeit im Camp, bzw. in der Gegend ums Camp herum. Ursprünglich war der Plan, am Vormittag die Pferdeshow der hiesigen Jugendlichen zu genießen, im Anschluss dürfte – wer will – eine Stunde selber reiten und am Nachmittag würden alle gemeinsam auf den benachbarten Berg (eher Hügel) wandern um die Aussicht zu genießen.

Zum Zeitpunkt des Showbeginns war aber nur die Hälfte der Pferdeherde gefunden worden. Während die Hirten ihre restliche Herde suchten, durften wir uns erstmal im Bogenschießen üben. Abgesehen von Lauras erstem Schuss hat keiner von uns die Kuhhaut, die als Ziel diente, getroffen. Und das, obwohl wir nur aus etwa 30 m Entfernung geschossen haben. Im Wettbewerb würde man aus 65 m (Frauen) bzw. 75 m (Männer) Entfernung schießen. Aber einige von uns haben es immerhin geschafft unterm Ziel hindurch oder darüber hinweg zu schießen. Einhellige Meinung auch unter den Frauen war: mit dem Männerbogen schießt es sich besser.

Da die Herde noch immer nicht vollständig war, sind wir dann Wandern gegangen. Genau genommen, war es eher ein Spaziergang. Aber die Aussicht übers Land war in der Tat grandios.

Düne bei Gurvanbulag
Düne bei Gurvanbulag
Mein neuer Kumpel, Tom
Mein neuer Kumpel, Tom
Und das geht links und rechts ewig so weiter
Und das geht links und rechts ewig so weiter

Anscheinend haben die Campbetreiber befürchtet, dass wir nach dem zweistündigen Spaziergang und dem Bogenschießen völlig ausgehungert sind, so dass wir zum Mittagessen regelrecht gemästet wurden mit Borschtsch (unsere russische Mitreisende protestiert: „Das ist kein Borschtsch!“), Reis, Spaghetti und Kartoffelbrei, Fleischklößen, einer vegetarischen Pizza mit Kartoffelscheiben und Ei als „Teig“, rote Beete/Frischkäse-Salat, Gurken und Tomaten aus eigenem Anbau, Wassermelonen und vermutlich noch einiges mehr was ich vergessen habe. Das Essen ist hier nicht nur reichhaltig sondern auch sehr lecker!

Und nach dem Essen waren dann auch alle Pferde gefunden und für die Show zum Camp gebracht worden. Wir kriegen gezeigt, wie die Pferde eingefangen werden (mit einem langen, flexiblen Holzstab mit Schlaufe am Ende). Zwei Pferde sollen ans Reiten gewöhnt werden. Man sieht deutlich: es sind eigentlich Wildpferde! Beim Bogenschießen vom galoppierenden Pferd stellen sich die beiden Reiter nicht viel anders an als wir vorhin im Stehen. Sie verlieren aber häufiger ihre Hüte. Diese können sie aber auf dem Pferd sitzend wieder vom Boden aufheben. Und sie haben genau so viel Spaß wie wir. Der moderne Mongole muss übrigens aufpassen, dass ihm beim „im Reiten einen Gegenstand vom Boden aufheben“ nicht das Handy aus der Brusttasche fällt. Allerdings muss er auch nicht aus dem Sattel steigen um ebendieses Handy wieder vom Boden aufzuheben.

Der mag noch nicht so gerne geritten werden...
Der mag noch nicht so gerne geritten werden...
Schwupps, sind die Zigaretten weg
Schwupps, sind die Zigaretten weg
Entspannter Nachmittag vor der Jurte
Entspannter Nachmittag vor der Jurte

Die eingefangenen Pferde werden dann für den Reitausflug vorbereitet (nicht die, die noch zugeritten werden müssen). Die nicht-Reiter unter uns haben jetzt Zeit zum entspannten Rumgammeln.

Um halb sechs werden wir zum Zuschauen in die Küche gebeten. Das ist heute nicht die Küchenjurte, sondern ein Ofen, der neben den Jurten aufgebaut wurde. Im Feuer wurden schon einige Steine aufgeheizt, die mit dem Fleisch eines gestern geschlachteten Lamms, einigen Möhren und Kartoffeln und einem Liter Wasser in eine Art Dampfkochtopf kommen. Eineinhalb Stunden später ist das Fleisch gar. Laut den Anderen ist es sehr zart und lecker. Nur, wie alles hier, kaum gewürzt.

Nach dem Essen wird die Gesellschaft ans Lagerfeuer gebeten. Wir müssen feststellen, dass die Mongolen sehr viel textsicherer in ihren Volksliedern sind als wir Deutschen. Ein paar kriegen wir mit vereinten Kräften aber doch zusammen. Insbesondere unser pensionierter Realschullehrer kann einiges aus dem Gedächtnis schütteln. Auch Kinderchorerfahrung erweist sich als hilfreich…

Gestern und Morgen

Das war gestern (Gandan und Hustai)

So geht’s weiter (Zencher)

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