Noch ein Tag, den wir hauptsächlich im Auto verbringen. Das Ziel: der „mongolische Grand Canyon“ – ein ehemaliges Dino-Paradies…
Eine Stunde früher als sonst machen wir uns auf den Weg, tiefer hinein in die Gobi. Die Landschaft verändert sich während der vierstündigen Fahrt kaum. Wir fahren durch eine weite Ebene, die mit Büscheln harten Grases bewachsen ist. Letzte Woche hat es in der Gobi geregnet, daher ist es jetzt deutlich grüner als ich erwartet hätte.
Wir sehen die erste Kamelherden und machen einen Zwischenstopp am Wald von Bajandsag. Hier wachsen Saxaulbäume, die einzigen Bäume, die in dieser kargen Landschaft überleben. Und überhaupt gibt es in der Wüste erstaunlich viel Leben! Die knorrigen Saxauls geben ein interessantes Bild. Ihre Wurzeln gehen übrigens etwa dreimal so tief wie die Bäume hoch werden. Während wir durch den „Wald“ spazieren, kommen drei kleine Nomadenjungs angelaufen, die ihre Deckchen ausbreiten und mit selbstgebastelten Souvenirs bestücken. Kleine Filzkamele sind hier wohl der Renner.
Den Nachmittag verbringen wir im Camp. Es ist zu warm für Aktivitäten, daher wird das Programm auf nach dem Abendessen verlegt. Nur einen Film bekommen wir vorm Essen zu sehen: an den flammenden Klippen wurden zahlreiche Fossilien gefunden, unter anderem die ersten jemals entdeckten Dinosaurier-Eier. Die Dokumentation zeigt Eindrücke von der Expedition, die diese Entdeckung 1924 gemacht hat. Auch ein paar Exponate sind im Camp zu sehen. Auch heute werden immer noch viele Funde gemacht. Es ist Privatpersonen jedoch verboten, Fundstücke zu behalten (nicht dass jemand von uns etwas gefunden hätte).
Die Wanderung am Abend ist, wie alle bisherigen „Wanderungen“, eher ein Spaziergang. Die „Flammenden Klippen“ erinnern an den Colorado Provencal und damit auch ein bisschen an den ganz großen Bruder in Amerika. Wir laufen durch die orange-rote Mondlandschaft, es gibt ein paar steile Passagen, für die gutes Schuhwerk mit Profic von Vorteil ist. Aber alle meistern diese Passagen gut, anstrengend ist es nicht. Gut, dass es heute nicht geregnet hat, im Schlamm würde das hier sicherlich weniger Spaß machen. Passgenau zum Sonnenuntergang stehen wir am höchsten Aussichtspunkt. Leider versteckt sich die Sonne die meiste Zeit hinter den aufziehenden Wolken. Trotzdem schön! Dass hier einst ein Tummelplatz von Dinosaurieren war, ist nicht schwer zu glauben.
Zurück im Camp feiern wir den Geburtstag eines der Mitreisenden. Zum Abendessen hatte er schon einen sehr leckeren Überraschungskuchen vom Camp bekommen, und vom Reiseveranstalter eine Flasche Wodka. Wenig überraschend hat die Flasche den Abend nicht überlebt. Unsere drei mongolischen Fahrer verabschieden sich recht früh. Wie Dema erklärt, ist es für sie sehr ungewohnt, wie wir abends zusammensitzen. Dass sich immer zwei-drei Leute untereinander unterhalten und nicht die gesamte Runde über ein Thema spricht und nicht gemeinsam gesungen wird, finden sie seltsam. Und es ist natürlich nicht hilfreich, dass wir uns mit ihnen ohne Demas Hilfe nicht verständigen können.
Auch dafür sind solche Reisen gut. Man lernt nicht nur fremde Kulturen kennen, sondern sieht auch die eigene immer wieder mit neuen Augen.