Diese Nacht war die Kürzeste unserer Reise. Sonnenuntergang um 23:28 Uhr, Sonnenaufgang um 2:32 Uhr. Die Zeit reicht kaum aus, dass es wirklich dunkel wird. Das hieß aber auch, dass heute der südlichste Punkt erreicht unserer Reise erreicht wurde. Und der hatte es nochmal in sich.
Lemaire Channel
Der Lemaire Channel gilt als die schönste Passage der Antarktis – und ich kann das absolut nachvollziehen. Auch der Errera Channel und die Paradise Bay sind wunderschön. Und wir hatten das Glück, dass es absolut windstill war. So wurden die Spiegelbilder der Felsformationen im glasklaren Wasser nur von den Bugwellen der MS Bremen gestört.
Bis zu unserer Ankunft am Kanal war aber nicht klar, ob wir ihn tatsächlich würden durchfahren können. Denn in den letzten Tagen war er noch vom Eis verschlossen. Und da er vergleichsweise eng ist und auch vergleichsweise große Eisberge dort zu finden sind, hätte selbst die MS Bremen ihre Probleme. Aber auch hier hatten wir Glück. Die Eisdecke ist bereits gebrochen, und so wagt unser Kapitän die Passage. Normalerweise hat die MS Bremen eine „offene Brücke“, d.h. man kann jederzeit die Brücke besuchen und den Kapitän und seine Offiziere bei der Arbeit besuchen und neugierig befragen. Jetzt aber was die Brücke „geschlossen“ – es herrschte höchste Konzentration!
War aber für mich kein wirkliches Problem, denn die Aussicht hatte mich ohnehin in ihren Bann gezogen. Und ich bin mir nicht sicher, ob mir das mit blauem Himmel besser hätte gefallen können.
Nachdem wir den Lemaire Channel durchquert hatten, wartete dann noch eine Überraschung auf uns. Die Zodiacs wurden zu Wasser gelassen, so dass wir den Rückweg durch den Kanal mit einem ganz anderen Blickwinkel genießen durften. Auf Tuchfühlung mit den Eisbergen zu sein, war schon ein tolles Gefühl. Allerdings gestaltete sich das Ganze schwieriger, als unsere Zodiacfahrer gedacht hatten. Denn obwohl sie versuchten, uns im Kielwasser der MS Bremen zu halten, drifteten die Eisschollen so schnell wieder zusammen, dass wir immer wieder drohten, eingeschlossen zu werden. Und die Zodiacs sind nicht in der Lage, sich den Weg dann wieder freizubrechen. Auf halber Strecke durch den Kanal wurde die Aktion daher beendet und wir gingen wieder zurück an Bord der MS Bremen.
Orne Harbour
An der Paradise Bay vorbei, durch den Errera Channel gelangten wir dann an unsere letzte Station, Orne Harbour. Ein letztes Mal gingen wir an Land, und zum Abschluss war es tatsächlich nochmal Festland. Nach dem erklimmen des Hangs hatten einen tollen Blick über Graham Land und auf eine kleine Kolonie von Zügelpinguinen. Während wir auf dem Kamm saßen und den Blick über die tolle Landschaft schweifen ließen, kam doch deutliche Wehmut auf. Es fiel uns allen sehr schwer, uns loszureißen und zurück an Bord zu gehen.
Einen letzten Spaß konnten wir uns an Land dann noch gönnen. Denn anstatt den Hang mühsam wieder runter zu klettern, durften wir eine kleine Rutschpartie unternehmen.
Abschied von der Antarktis
Während des Abendessens haben wir die Melchior Inseln passiert. Das ist deshalb erwähnenswert, weil hier 2003 während einer Zodiac-Ausfahrt der MS Bremen ein kleiner, bis dahin nicht kartierter, Kanal entdeckt wurde. Der heißt nun offiziell Bremenkanal.
Obwohl die Außentemperatur nur 2°C betrug, haben wir es uns mit ein paar Leuten an diesem Abend draußen auf dem Lido-Deck gemütlich gemacht. In Wolldecken gewickelt, ein Glas Wein in der Hand, genossen wir den Blick auf den Sonnenuntergang über der Antarktis. Was für ein Abschluss!
Gestern und Morgen
Das war gestern (Einsamkeit und Badespaß)
So geht’s weiter (Rückreise durch die Drake Passage)