Wenn man nach Empfehlungen für Mumbai schaut, kommt man an Elephanta Island nicht vorbei. Sowohl unter Touris als auch bei Einheimischen ist dies der Ausflugstipp No.1. Also habe ich mich an meinem ersten und einzigen Samstag in Mumbai auf den Weg gemacht, die Insel mit den Höhlen und steinernen Götterfiguren zu erkunden.
Um nach Elephanta zu kommen, muss man zunächst zum Gateway of India, von dort fahren die Fähren zur Insel. Eigentlich wollte ich für den Weg vom Hotel zum Gateway Uber ausprobieren, auf Empfehlung der Kollegen (soll hier viel besser funktionieren als Taxen oder Rikschas). Wäre auch deutlich günstiger gewesen, aber leider ist bei der Bestellung des Uber immer ein „unvorhergesehener Fehler“ aufgetreten. Also doch Taxi. Kostet dann halt 820 INR (knapp 10€) statt 280 (4€). Ist zu verschmerzen für eine gut einstündige Fahrt.
Der Fahrer erklärt mir nicht nur, was ich entlang des Weges so sehe, sondern überzeugt mich auch, ihn anzurufen, wenn ich wieder zurück will. So würde er vermeiden, leer zurück fahren zu müssen, und ich würde einen viel günstigeren Preis bekommen als bei jedem anderen Fahrer. Immerhin wäre ich ja „his guest from the Hyatt!“
Und die mehreren Stunden Wartezeit würden ihm nichts ausmachen. Er geht sogar noch mit mir zum Schalter um mir zu zeigen wo ich das Ticket für die Fähre bekomme. Und bezahlen soll ich ihm erst, wenn wir wieder am Hotel sind. Was für ein Vertrauen!
Das Gateway of India ist das Wahrzeichen von Mumbai und dementsprechend sind dort zahlreiche Touristen unterwegs. Hauptsächlich indische Touristen und Gruppen von Kreuzfahrtreisenden. Es ist nicht einfach, Photos vom Gateway zu machen, ohne dass jemand durchs Bild läuft…
Es laufen auch zahlreiche Verkäufer von Fährtickets herum. Der Ruf „Elephanta! Elephanta!“ ist ein ständiger Teil der Geräuschkulisse.
Die Fahrt zur Insel kostet 200 INR (2.50 €), für die Bimmelbahn sind 10 INR (15 ct) fällig. Ich laufe jedoch lieber als ewig zu warten. Die Toilette kostet dann nur noch 5 INR (wäre auch mehr nicht wert…). Und der Eintritt in die Höhlen 600 INR. Für indische Staatsangehörige kostet der Eintritt übrigens nur 40 INR. Zahlreiche Touris regen sich darüber auf. Ich gehe aber mal davon aus, dass dem durchschnittlichen Touri die 600 weniger wehtun als dem durchschnittlichen Inder die 40.
Um zu den Höhlen zu gelangen, muss man zunächst 120 Treppenstufen erklimmen. (Steht im Guide, nachgezählt habe ich nicht). Wäre normalerweise kein Problem, aber irgendwie macht das Klima meinem Kreislauf ganz schön zu schaffen. Ich bin damit allerdings nicht alleine. Und die Händler, deren Stände die Treppen links und rechts säumen, kennen das offensichtlich. Denn auf dem Weg nach oben wird man von ihnen „verschont“. Auf dem Weg nach unten sind sie jedoch recht hartnäckig.
Es gibt aber leider nur billigen Nippes und massenproduzierte Staubfänger. Vieles ist zwar auf den ersten Blick hübsch, aber schon auf den zweiten Blick erkennt man was für eine Qualität das ist…
Zum Glück finde ich oben einen Sitzplatz im Schatten und kann mich erstmal eine Viertelstunde ausruhen, bevor ich die Höhlen erkunde.
Da drin ist es dann erwartungsgemäß auch spürbar kühler. Die Elephanta Caves beherbergen eine Vielzahl an großen Steinfiguren, die die diversesten Götter darstellen sollen. Heile ist keine davon, aber man kann erahnen, wie imposant das Ganze gewesen sein muss, als es irgendwann zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert erbaut wurde (da streiten sich die Experten wohl noch).
Die Wege zwischen den einzelnen Höhlen sind bevölkert von Affen und Hunden, die fotogen in der Gegend rumliegen oder alternativ fotogene Mätzchen machen. Und fotogen sind anscheinend auch europäische Touristen. Ich bin jetzt zumindest auf diversen Photos von irgendwelchen Indern drauf. Immerhin fragen sie vorher freundlich. Anders als ich es in China erlebt habe, wo einem mitunter einfach so das Handy vors Gesicht gehalten wird.
Nach eineinhalb Stunden habe ich alles gesehen und nachdem ich nochmal eine ausgiebige Pause eingelegt habe, geht’s zurück auf die Fähre. FAHRTWIND! HERRLICH!
Mein Sitznachbar empfiehlt mir in höchsten Tönen die Kanheri Caves, aber da ich nur dieses eine Wochenende in Mumbai habe, will ich nicht nur Höhlen sehen. Die Kanheri Caves müssen also bis zu meinem nächsten Besuch warten.
Zurück am Gateway of India ist noch immer so viel los wie vor meiner Abfahrt zur Elephanta Island. Vermutlich ist es sogar noch mehr. Und ich werde noch mehr nach Photos gefragt.
Wo es viele Touristen gibt, gibt es auch Essensverkäufer. Obwohl mir jeder eingeschärft hat, bloß nichts von Straßenhändlern zu essen, konnte ich bei den Samosas einfach nicht wiederstehen. Und die sind ja nun mal so durchfrittiert – da lebt nichts mehr drin…
Direkt gegenüber vom Gateway liegt das berühmte Hotel „Taj Mahal“. Ein Prunkbau vom feinsten, hier wird nicht gekleckert sondern geklotzt. Als westlicher Touri komme ich ohne weitere Probleme durch die Einlass-/Sicherheitskontrolle, Einheimische werden deutlich kritischer beäugt. Auch innen gibt es jede Menge Gold und Glitzer. Nicht mein Fall, um ehrlich zu sein, daher bin ich nach fünf Minuten auch wieder draußen. Da verbringe ich meine Zeit lieber mit einem Bummel durch die benachbarten Straßen mit ihren Straßenhändlern. Ein buntes Treiben, viele interessante Dinge zu sehen, das ist mehr nach meinem Geschmack.
Nachdem ich mir die Füße zur Genüge plattgelaufen hatte, hieß es, den Taxifahrer wieder zu finden. Dummerweise konnte mein Handy keine Verbindung zu der Nummer aufbauen, die er mir gegeben hatte. Ich hatte zwar einen Testanruf gemacht, bevor wir uns verabschiedet hatten, aber das half mir jetzt nur insoweit, dass ich zumindest sicher war, die richtige Nummer nicht zu erreichen.
Da er mich ja wieder dort abholen wollte, wo er mich rausgelassen hatte, bin ich dort einfach ein bisschen suchend auf und ab gelaufen, in der Hoffnung, dass er vielleicht schon irgendwo stehen würde. Und Tatsache! Keine Minute nach meiner Ankunft am Treffpunkt hatte er mich schon erspäht und eingesammelt.
Auf dem Rückweg durfte ich dann noch mal kurz am Marine Drive aus dem Wagen springen, um Photos zu machen. Schade, dass der Smog die Sicht so vernebelt…
Auf dem Hinweg hatte der Taxifahrer mir vom Mahatma Gandhi Museum (dem Mani Bhavan Gandhi Sangrahalaya) erzählt, und dass das sehr sehenswert sei. Auf meine Bitte, mich jetzt dort hinzubringen, erwiderte er, dass es in ein paar Minuten schließen würde. Aber er könne es versuchen, schnell da zu sein, dann könne ich wenigstens einen Blick hinein werfen. Das habe ich dankend abgelehnt, mit dem Hinweis, dass ich einfach morgen die Kollegen überrede, mit mir zusammen dort hin zu fahren. Mit seinem Nicken war das Thema für mich eigentlich erledigt. Bis wir plötzlich vor dem Gebäude anhielten und er mich aus dem Auto scheuchte: „Take a picture! Come on!“
Gesagt, getan. Nachem ich also meine drei Photos gemacht hatte und zum Taxi zurück gehen wollte, sah ich den Fahrer mit einem Polizisten am Straßenrand stehen, plaudern und Tee trinken. Sobald sie mich erblickten, winkten sie mich herbei und der Polizist schüttete mir etwas von diesem unglaublich süßen Tee mit Milch in einen kleinen Pappbecher. In dem Moment, wo er mir diesen in die Hand drücken wollte, schimpfte sein Kollege aus dem Streifenwagen los, es gab etwas Diskussion und ein zweiter Pappbecher wurde über den ersten gestülpt. Zitat: „Too hot! Here! Now drink! But careful… Hot!“
Wiederstand zwecklos 🙂
Der Rest der Rückfahrt verging dann tatsächlich ereignislos und den Rest des Tages habe ich damit verbracht, im Hotel die Füße hochzulegen.