Zum Abschluss der Reise liegen nochmal drei Tage auf See vor uns. Die Rückfahrt machen wir durch die Drake Passage. Diese verbindet die Nordspitze der Antarktischen Halbinsel mit der Südspitze von Südamerika (Kap Hoorn). Und hier treffen Atlantik und Pazifik aufeinander, daher ist diese Passage ständig von Wind und Wellen geprägt. Leider haben wir Kap Hoorn nicht gesehen. Aber um in Sichtweite zu gelangen, hätten wir chilenische Gewässer befahren müssen, und das bedeutet wohl viel Papierkram. Also sind wir in argentinischen Gewässern geblieben und Kap Hoorn steht weiterhin auf meiner Bucket List.
Ursprünglich war wohl noch ein Ausflug geplant, der wurde aber abgesagt. Denn es war ein Sturm angesagt, den unser Kapitän ungern in der Drake Passage abbekommen wollte. Lieber wollte er versuchen, dem Sturm davonzufahren und die Passage hinter sich zu bringen, bevor der Sturm dort ankam. Das gelang auch, allerdings haben wir die „Vorboten“ des Sturmes mitbekommen, und die haben uns gereicht. Die meterhohen Wellen haben uns gut durchgeschüttelt.
Ich lag noch gemütlich im Bett, als es auf einmal einen Schlag tat, und ich durchs Bett kullerte. Eine Welle hatte uns so ungünstig getroffen, dass wir ordentlich durchgeschüttelt wurden. Zum Glück hatte sich das Schiff so gekrängt, dass ich auf die freie Hälfte des Bettes kullerte und nicht aus dem Bett heraus. Nicht alle hatten so viel Glück. Die Leute, die schon beim Frühstück waren, waren plötzlich von umgekippten Kaffeetassen und herumpurzelnden Brötchen umgeben. Am härtesten hat es jedoch die Passagiere in der Kabine unter mir getroffen. Denn deren Fenster war von der Welle eingedrückt worden. Glück im Unglück: die beiden waren schon beim Frühstück. So wurde das Fenster mit einer Holzplatte verschlossen (haben sie wohl immer an Bord, aus Erfahrung), die beiden Passagiere wurden in das Zimmer eines der Experten umgezogen, und zwei der Experten mussten sich für die restlichen Tage eine Kabine teilen (was sie wohl bei komplett ausgebuchten Touren ohnehin machen). Auch für den Rest der Passage hatten wir mit bis zu sieben Meter hohen Wellen zu tun. Die Außendecks waren gesperrt, wir mussten uns im Inneren des Schiffs die Zeit vertreiben.
Dazu gab es auch genug Angebote. Vor Allem wieder zahlreiche Vorträge. Außerdem habe ich noch eine private Führung durch den Maschinenraum bekommen. Es hatte schon auf der Fahrt nach Südgeorgien eine Führung für alle Interessenten gegeben. Da hatte ich dem Chefingenieur aber wohl zu viele Fragen gestellt. Die wurden irgendwann „abgewürgt“ mit dem Kommentar, dass das die meisten Anwesenden wohl nicht interessieren würde. Ein paar Tage später hatte ich dann eine Einladungskarte vom Chefingenieur in meinem „Briefkasten“.
Insgesamt hatte ich wohl gut Eindruck auf ihn gemacht. Jeder der Offiziere muss einen Abend am Kapitänstisch mit ein paar ausgewählten Gästen essen. Manche auch zweimal, halt so, dass jeder Passagier einmal am Kapitänstisch gesessen hat. Die Offiziere dürfen sich aussuchen, wen sie einladen möchten. Es hat mich irgendwie nicht überrascht, dass ich am Tisch vom Ingenieur saß…
Am letzten Abend gab es dann auch noch das große Kapitänsdinner. Was aber im Prinzip auch wieder das typische 7-Gänge-Menü war, so wie es das jeden Abend gab. Aber wir haben uns schick gemacht! Außerdem gab es noch die Abschiedsveranstaltung im Club. Der MS Bremen Mannschafts-Chor hat uns mit Liedern und Shanties unterhalten, und es wurden ein paar besondere Souvenirs versteigert. Leider habe ich nicht die Flagge gewonnen, die den Winter über am Südpol geweht hatte.
Und so ging unsere Kreuzfahrt zu Ende. Am nächsten Tag legten wir in Ushuaia an. Den Nachmittag konnten wir in der Stadt verbringen (die aber nicht viele Highlights zu bieten hat). Eine Nacht verbrachten wir noch an Bord, dann kam der Flug nach Buenos Aires. Noch eine Nacht im Hotel und dann der lange Flug nach Frankfurt. Diesmal lief alles reibungslos, und so sind wir pünktlich kurz vor Weihnachten wieder zu Hause gewesen. Voller Eindrücke und mit einer Festplatte voller Photos und ganz, ganz viel zu erzählen!
Gestern und Morgen
Das war gestern (Unwirkliche Szenerien)
So geht’s weiter (…)