Nachdem wir nun auf dem Festland gestanden hatten, steuerten wir als nächstes die Südshetlandinseln an. Auch heute war der Himmel wieder grau bedeckt, was bei den Anlandungen zu einer ganz besonderen Stimmung führte.
Yankee Harbour
Während wir im Yankee Harbour vor Anker gingen, fing es an zu schneien. Die Sicht nahm schlagartig auf wenige Meter ab. Trotzdem konnten wir an Land gehen um eine Kolonie von Eselspinguinen zu besichtigen. Allerdings gab es auch noch den Hinweis vom Expeditionsleiter, dass man sich auch in die andere Richtung wenden und dort bis zur Spitze der Landzunge laufen könne. Außer mir hat sich nur ein anderer Passagier dafür entschieden. Schnell hatten wir genügend Abstand zwischen uns, dass wir uns gegenseitig nicht mehr sehen konnten. Also war ich plötzlich allein, nur mit ein paar Pinguinen und Seeleoparden. Die dicken Schneeflocken fielen weiter sanft zur Erde, es war kein Geräusch zu hören. Hätte ich nicht gerade so eben die MS Bremen in der Bucht erkennen können, wäre die Illusion der Einsamkeit perfekt gewesen. Hier hätte man gut die Zeit vergessen können.
Deception Island
Aber letztlich musste ich ja doch wieder zurück an Bord. Und so wirklich schwer ist mir das dann auch nicht gefallen, denn es ging weiter nach Deception Island. An der Form dieser Insel kann man schon erkennen, dass es sich um einen Vulkan handelt. Sein Kratersee erstreckt sich über 14 x 10 km, der „Eingang“ in die Caldera ist nur 180 m breit. Und der Vulkan ist nicht erloschen, sondern durchaus aktiv. Die letzten größeren Eruptionen auf Deception Island fanden Ende der 1970er Jahre statt. Zwei Ausbrüche 1967 und 1969 führten zur Evakuierung der drei dort betriebenen Forschungsstationen Zwei davon wurden durch die Ausbrüche zerstört. Die zuletzt registrierten, stärkeren Erschütterungen gab es 1991/92. (All das und noch mehr haben wir im Vortrag „Deception Island – mit MS Bremen direkt in den Vulkan“ gelernt).
Dass der Vulkan noch aktiv ist, hat zur Folge, dass der Boden hier deutlich erwärmt ist. Bis vor ein paar Jahren wurden hier für die Touristen Löcher gegraben, die sich dann mit angenehm warmem Wasser füllten. So konnte man in quasi-natürlichen Pools baden gehen. Das ist heute verboten. Da aber „traditionell“ auf Deception Island gebadet wird, und die Whalers Bay in der Caldera eine sehr geschützte Umgebung darstellt, wird eben jetzt direkt im Meer gebadet. Natürlich nur wenn man will. Und es wollten neben mir nur drei weitere Passagiere und sieben Crew-Mitglieder. Denn anders als bei den Pools, ist das Wasser in der Caldera nicht angenehm warm. 4 °C, mehr ist es nicht. Da aber der Körper im Moment des Untertauchens genug Adrenalin ausschüttet, dass man die Kälte gar nicht mehr merkt, ist es ein tolles Erlebnis. Und es sieht auch nur ein bisschen bizarr aus, wenn Leute in Badesachen neben Leuten in dicken Parkas und gefütterten Stiefeln stehen und offensichtlich nicht frieren.
Außerdem war der Badespaß als Abkühlung sehr willkommen, denn zuvor sind wir an der zerstörten Walfangstation vorbei auf den Kamm der Caldera geklettert. Mit den dicken, gefütterten Gummistiefeln ist das gar nicht so einfach. Und unter dem warmen Parka kommt man doch gut ins Schwitzen. Aber die Aussicht hat uns für die Anstrengungen definitiv entschädigt!
Und zurück an Bord erwartete uns dann noch eine besondere Veranstaltung. Auf dem Pooldeck hatte die Crew während unseres Ausflugs den „Bremer Antarktis-Weihnachtsmarkt“ aufgebaut! Mit diversen Leckereien, Freibier und Glühwein (und Kinderpunsch) sowie Weihnachtsliedern aus der Konserve kommt tatsächlich eine tolle Stimmung auf. Es wird sehr spät, an diesem Abend…
Gestern und Morgen
Das war gestern (Festland)
So geht’s weiter (Unwirkliche Szenerien)