Nach dem Fahrtpausentag haben wir uns heute wieder ins Auto gesetzt. Wir wollen den Rückweg nach Ungarn über den Norden Rumäniens machen. Hier sind die Karpaten wohl besonders beeindruckend, und es gibt ein paar Nationalparks die zum Erkunden einladen.
Zunächst fahren wir aber über die Dörfer zum Lacul Bicaz. Der größte Stausee Rumäniens ist ein Touristen- Hotspot, die Autos schlängeln sich eins nach dem anderen über die Serpentinen bis zum Staudamm. Es gibt einige wirklich schöne Passagen, mit Felsüberhängen, schmalen Schluchten und kleinen Flüsschen. Wir halten jedoch an keinem davon an, weil alles voller Menschen und Souvenirständen ist.
Erst hinter dem Damm, als wir von der Hauptstraße abweichen und wieder auf einer schönen Piste dahinrumpeln, wird der Verkehr wieder weniger. Allerdings sind auch hier noch erstaunlich viele Autos unterwegs. Wir haben die Hoffnung auf einen schönen, ruhigen Platz zum Wildcampen schon aufgegeben und navigieren zu einem festen Campingplatz, als Jochen einen Abzweig entdeckt, der Steil runter zum See führt. Natürlich ist das kein Problem für den Landrover.
Der Spot ist traumhaft schön. Leider jedoch zugemüllt, so dass wir erstmal zwei Tüten voll sammeln, um im Anschluss die Aussicht auch genießen zu können. Am Ufer gegenüber sitzt ein Angler, der sich gelegentlich mit seiner Frau (vermutlich) unterhält, die etwas weiter entfernt im Wald sitzt. Das lässt sich aber ebenso gut ignorieren wie das kleine Paddelboot mit zwei weiteren Fischern, das sich in die Bucht „verirrt“ hat. Im Laufe des Abends sind wir dann aber irgendwann doch alleine. Leider beginnt es zu regnen, so dass wir uns erst ins Auto und dann ins Zelt verziehen.
Auf ins Rodna-Gebirge
Obwohl der Platz am See traumhaft schön war, sind wir zeitig aufgebrochen. Wir wollen die Rumpelstrecke am Südufer weiterfahren, können aber nicht abschätzen, wie lange das dauern wird. Und da dann wieder ein größerer Ortswechsel ansteht, der nochmal vier Stunden Fahrt bedeutet, fahren wir lieber etwas früher los. Vom See sieht man leider nicht viel. Die Bäume sind zu dicht und zu hoch. Aber die Strecke macht Spaß, also ist es schon ok.
Nachdem wir den Stausee hinter uns gelassen haben, geht es über die Landstraße ins Rodna-Gebirge. Hier haben wir uns einen Campingplatz rausgesucht, der innerhalb des Nationalparks liegt. Da man im Nationalpark nicht wild campen darf (verständlicherweise) haben wir uns hier wieder für einen festen Platz entschieden. Den wollen wir morgen dann als Basis für eine Wanderung nutzen.
Uns hätte vielleicht stutzig machen sollen, dass bei Google Maps die Straße schon deutlich vor dem Campingplatz aufhört. Da aber bei Guru Maps noch eine Route verzeichnet ist, sind wir guter Dinge. Ab Borsa ist die „Straße“ wieder ein Offroad -Trail vom Feinsten. Dass das überhaupt bei Google Maps als Straße angezeigt wird, ist schon überraschend. Wir rumpeln uns bis zum Eingang des Nationalparks hoch und werden dort von einem „Autos Interzis“-Schild empfangen. Hier ist der Weg also für uns zu Ende. Auch die Ranger, die dort ihre Hütte haben, bestätigen uns, dass wir nicht weiter dürfen und dass wir im Park nicht campen können. Da wir aber nur ein paar hundert Meter weiter vorne einen schönen Spot gesehen hatten, drehen wir ohne großes Murren um und stellen uns ganz knapp außerhalb des Nationalparks wieder wild hin.
Leider ist es so regnerisch, so dass das Tarp wieder zum Einsatz kommt. Dieses Mal jedoch nicht als Sonnenschutz. Jochen zaubert ein leckeres Süßkartoffelcurry, sorgfältig beäugt von zwei Hunden, die wohl hoffen, was abzubekommen. Sie müssen sich jedoch mit ein paar Streicheleinheiten begnügen und trollen sich dann auch irgendwann. So sitzen wir geschützt vor Wind und Regen bis spät in den Abend unter unserem Tarp und genießen die Ruhe.
Wanderung auf den Grokotu
Es ist noch immer bedeckt. Früh am Morgen hat es nochmal ordentlich geregnet, aber frühstücken können wir schon außerhalb vom Tarp. Wir sitzen mit Blick auf den Grokoto, den wir heute erwandern wollen. Der Gipfel ist immer mal wieder im Nebel verschwunden aber da er auch immer wieder auftaucht, beschließen wir die Tour zu wagen. Wir steigen zum Lacul lezer hinauf. Der Gletschersee liegt 700 m über unserem Campground. Es geht strikt bergauf. Wir laufen den Weg, den wir eigentlich gestern fahren wollten. Und nach kurzer Zeit ist klar, selbst wenn es erlaubt gewesen wäre, wären wir auch mit dem Landrover nicht mehr weit gekommen.
Am Gletschersee angekommen, müssen wir zum Einen feststellen, dass der Gletscher nicht mehr da ist, und zum Anderen, dass auch hier wieder viel Müll liegen gelassen wurde. Sehr schade, insbesondere in einem Nationalpark. Der See liegt in einem Kessel und an den umgebenden Gipfeln stauen sich die Wolken. Da wir nass geschwitzt oben angekommen sind, halten wir uns nicht sehr lange auf, sondern klettern die Schotterpiste bald wieder runter.
Da wir beide das Bedürfnis nach einer ordentlichen Dusche haben, verlassen wir unseren wilden Spot und fahren eine halbe Stunde gen Norden. Hier gibt es einen Campingplatz, der zwar wieder an der Grenze des Nationalparks liegt, aber ein richtiger Platz ist. Die Dusche tut gut und der Campingplatzkater versüßt uns den Abend zusätzlich. Im Gegensatz zu den Hunden am Vorabend bekommt er auch etwas ab. Es gibt nämlich zu seinem Glück Thunfisch …
Die Route
Gestern und Morgen
Das war gestern (In der Zivilisation)
So geht’s weiter (Maramureșului)
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