Wir werden von den Campbetreibern in traditioneller Tracht verabschiedet. Unsere Autos werden mit Milch gesegnet – früher hat man die Steigbügel der Reitpferde mit Milch betreufelt, heute sind es halt die Autoreifen. Dann macht der Campchef noch ein Selfie mit unserer Reisegruppe und um kurz nach neun machen wir uns auf den Weg zu den heißen Quellen von Zencher.
Es kann ja nicht immer alles gut gehen
Keine halbe Stunde später ist es aber schon vorbei mit der Fahrt. Offensichtlich hat der Segen nicht funktioniert, denn die Vorderachse unseres Fahrzeugs hat sich mit einem lauten Knack verabschiedet! Zum Glück sind wir kurz vor den Toren von Gurvanbulag, der hiesigen Kreisstadt.
Während die Fahrer mit dem gebrochenen Teil einen Schweißer aufsuchen, bummeln wir durch den Ort. Eineinhalb Stunden später ist Gurvanbulag ist ausgiebig erkundet, der Outdoor-Fitnesspark der Schule ausgiebig bespielt, das Auto wieder zusammengesetzt und alle Koffer und Passagiere wieder verstaut. Doch gerade als wir losfahren wollen: „KNACK“.
Es folgen weitere eineinhalb Stunden Gebastel, dann die Entscheidung: unser Fahrer bleibt im Ort und wartet auf das Ersatzteil. Wir werden auf die anderen beiden Autos aufgeteilt – es ist etwas eng, aber es geht. Zumindest so lange, bis unsere mittlere Sitzbank beginnt, sich einseitig nach hinten zu verschieben. Bei jeder durchfahrenen Senke rutscht sie um ein-zwei Zentimeter, bis sie an der hinteren Sitzbank anstößt. Der dahinter sitzende Passagier hat zwar nun viel Beinfreiheit fürs linke Bein, dafür recht wenig fürs rechte. Bei jedem Stopp wird die Bank wieder nach vorne gezogen, was aber für den armen Passagier nur kurz Entlastung bringt. Daher rotieren wir bei jedem Stopp, so dass jeder mal von der Bank eingequetscht wird und jeder mal von der gewonnenen Beinfreiheit auf der vorderen Bank profitiert. Nur unser 79jähriger Senior darf auf dem Beifahrersitz bleiben.
Heiße Quellen zur Belohnung
Nach insgesamt fünf Stunden Fahrt sind wir im nächsten Camp angekommen. Die Strecke ist sehr buckelig, so dass heute niemand im Auto schläft. Stattdessen diskutieren wir die Unzulänglichkeiten des deutschen Bildungssystems und tauschen uns aus über Leichtflugzeuge und Ballonfahrten. Mein Rücken mag die Buckelpisten übrigens sehr. Aktives Sitzen vom Feinsten. Wir beschließen, dass man sich einen Teil der Reisekosten von der Krankenkasse zurückerstatten lassen sollte.
Die Landschaft hat sich mehrfach gewandelt. Von Sanddünen über grasbewachsene sanfte Hügel bis hin zu alpinen Szenerien (es gibt hier sogar Edelweiß!).
Am Ugi-See machen wir Picknickpause. Zum Schwimmen ist es zu kalt und windig. Außerdem haben wir zu viel Zeit verloren. Wir kommen so schon gerade rechtzeitig zum Abendessen in Zencher an.
Das Altan-Nutag-Camp liegt (als eines von mehreren) direkt an den heißen Quellen von Zencher. Hier kommt das schwefelige Wasser mit 84°C aus der Erde. In den Badebecken des Camps ist es auf etwa 40°C heruntergekühlt.
Während dem Abendessen wird uns angeboten, den Ofen in der Jurte anzuheizen, damit wir es warm haben, wenn wir nach dem Baden zurückkommen. In dem Moment halten wir das für eine gute Idee. Spoiler: Die Jurte verwandelt sich dadurch in einen Brutofen.
Das Bad ist hervorragend entspannend. Leider soll man nur eine Viertelstunde darin bleiben. Aber am nächsten Morgen gibt es nochmal die Gelegenheit, zu baden, bevor wir abfahren.
Unser „Kuckuck“ soll im Laufe des Abends noch zu uns stoßen, das benötigte Ersatzteil wurde wohl aus Ulaanbaatar geliefert, so dass er seinen Wagen reparieren kann.
Am nächsten Morgen
Vor der Fahrt nach Karakorum wollen Laura und ich aber noch einmal baden gehen. Wir stehen sogar extra früh auf, um das vor dem Frühstück zu schaffen. Das 84°C heiße Wasser wird um elf Uhr Abends in die Becken gefüllt und kühlt dann über Nacht ab. Die Ansage „ab sieben Uhr ist es angenehm“ können wir allerdings nicht bestätigen. Es ist definitiv noch nicht genug abgekühlt. Wir baden nur kurz unsere Füße, zum Rest können wir uns nicht überwinden.
Nach dem Frühstück habe ich noch kurz Zeit, um zur Quelle zu laufen. Das heiße Wasser wird in einer recht unansehnlichen Betonkonstruktion aufgefangen und mit teils abenteuerlichen Rohrleitungen in die diversen Camps geführt. Viel Zeit zum gucken habe ich nicht, denn wir wollen zeitig los, heute ist volles Programm. Leider müssen wir weiter mit zwei Autos fahren. Das Ersatzteil war nicht das richtige… Aber immerhin rutscht die Sitzbank in unserem anderen Auto nicht mehr. Hier reichte für die Reparatur ein Stückchen Draht.