Nachdem ich an zwei verlängerten Wochenenden meine Landrover/Dachzelt-tauglichkeit anscheinend ausreichend unter Beweis gestellt habe, stand nun die erste längere Tour auf dem Plan. Eine fertige Reiseroute gab es nicht, nur ein paar Fixpunkte: „In die Karpaten“ und „Ans schwarze Meer“. Versehen mit dem Nachsatz: „Falls es hinkommt“. Wenn wir unterwegs zu viele andere schöne und interessante Orte finden, dann gibt es halt dementsprechende Planänderungen.
Die erste Planänderung gab es auch direkt am ersten Tag (nach der vom Vortag, die beinhaltete, dass wir erst einen Tag später losgefahren sind). Den Dienstag haben wir nämlich damit verbracht, „noch eben schnell“ die neue Kiste für den Laderaum des Landrovers zu basteln. Als dann Kiste und Zeug endlich verstaut waren, bestand der Rest des Tages nur noch daraus, eine Pizza zu holen und sich auf dem Balkon von den Mücken malträtieren zu lassen.
Adieu Tiszaújváros
Nachdem wir Mittwoch dann noch mindestens zehn Mal nochmal hoch in die Wohnung sind, um noch was Vergessenes einzusammeln, waren wir letztendlich halbwegs sicher, alles dabei zu haben. Wir sind für ein paar Tage autark, nicht jedoch für zwei komplette Wochen. Insbesondere frische Lebensmittel müssen zwischendurch natürlich nachgekauft werden. Aber wir müssen uns keine Gedanken machen, Abends in einem Ort mit Laden und Restaurant unterzukommen. Und das ist ja auch genau der Plan. Möglichst viel in der freien Natur und nur in Ausnahmefällen ins Hotel (wenn es z.B. brunesischen Regen gibt).
Ursprünglich hatten wir uns einen Campingplatz am Rand des Apuseni Nationalparks ausgeguckt. Dort angekommen, präsentierte sich uns eine eingezäunte, etwas vermüllte Wiese. Zwar nett direkt am Fluss gelegen, aber auch direkt an der Straße. Es sind weder Betreiber noch andere Camper zu sehen. Wir beschließen spontan, zu einem anderen Platz zu fahren, den wir uns im Vorfeld auch ausgeguckt hatten. Obwohl der Internetempfang hier normalerweise besser ist als in Deutschland, befinden wir uns in einem Funkloch. Das hat zur Folge, dass wir nicht einfach „Google Maps“ zur Navigation befragen, sondern „Navigator„. Die App ist zur Offline – Navigation gut geeignet, und kennt Strecken die mitunter für normale Autos nicht mehr geeignet sind. Alternativ zum kommt bei uns noch „Guru Maps“ zum Einsatz. Hier verwalten wir auch unsere Tracks. Leider habe ich nicht von Anfang an alle Tracks aufgezeichnet. Bei den nächsten Touren wird die Tracksammlung sicherlich ausführlicher – und besser sortiert und benannt…
Allerdings ist die Navigation mit diesen Apps hier in Rumänien immer eine riskante Sache. Mitunter steht man auch mit dem Landrover mitten auf der Strecke und kommt nicht mehr weiter. Mal ist es ein umgestürzter Baum, mal ist der Weg so lange nicht mehr gefahren worden, dass er komplett zugewachsen ist. Hier ist dann der Baum auf der Straße nicht umgekippt, sondern gewachsen. Mit dem Rad würde ich es deutlich weniger entspannt sehen, wenn ich auf halber Strecke umdrehen und zurückfahren müsste. Aber mit dem Landrover ist das weniger ein Problem. Sofern man eine Stelle findet, an der man den Wagen wenden kann.
Offroad
Interessant wird es fahrttechnisch ja immer, wenn die asphaltierte Straße in Schotter- oder Waldwege übergeht. Das war heute in Măguri der Fall. Am Ortsausgang wurden wir noch von einer Gruppe junger Männer angesprochen, die uns mit Händen und Füßen und ein paar gebrochenen englischen Worten darauf hinweisen wollten, dass wir besser nicht weiter fahren. Die Route wäre nur mit einem ATV zu machen. Wir lassen uns jedoch nicht abhalten (Zitat Jochen: „Der Landi ist ein ATV!“) und begeben uns auf die Rumpelpiste.
Recht schnell gab es einige Stellen, die auch für den Landrover eine Herausforderung waren. Zweimal mussten wir umdrehen, weil wir von der geplanten Route abgekommen waren. Beide Male wurde der Weg zu abenteuerlich um zu riskieren weiterzufahren, „nur um zu sehen wo wir hinkommen“.
Beim dritten Mal war endgültig Schluss. Ab hier ist die Route definitiv nicht mehr befahrbar, auch wenn „Navigator“ da anderer Meinung war. Wir hatten jedoch kurz zuvor einen idealen Campingspot entdeckt. Also beschließen wir, für heute hier zu bleiben, und morgen zurückzufahren. Wir machen noch einen kleinen Spaziergang, der Route weiter folgend. Aber nicht mal zu Fuß kommen wir weit.
Feierabend
Das Camp ist gewohnt schnell aufgeschlagen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Pasta und Wein und einem tollen Sternenhimmel. Begleitet wird der Abend von zahlreichen Zikaden, ansonsten ist nichts zu hören. Wir sind so weit außerhalb der Zivilisation, dass weder Motoren noch Kirchenglocken die Atmosphäre stören.
Erst am nächsten Morgen hören wir zunächst einen Pferdewagen, der sich den Hang gegenüber hochquält (auf einem Weg, den wir auch versucht, aber abgebrochen hatten). Etwas später hören wir erst vereinzelte und dann zahlreiche Kuhglocken. Die Kühe erobern unseren Campground, so dass wir schnell unseren Kram zusammenpacken und wieder aufbrechen. Allerdings nicht bevor eine der Kühe unsere Pfanne mit den Überbleibseln des Rühreis entdeckt und hingebungsvoll ausschleckt.