Durch den Wald

Hiking in Brunei

Bei einer 6-Tage-Woche bleibt nicht viel Zeit um die Gegend zu erkunden. Allerdings gibt es hier auch nicht viel, was man nicht an einem Sonntag als Tagesausflug unternehmen kann. Lediglich ein Ausflug nach Temburong ist so eher schwierig. Zum Glück gibt es hier aber neben Temburong noch einige andere Ausflugsziele. 

Hauptsächlich wird hier gewandert. Alternativ dazu fährt man Rad, allerdings mit dem Rennrad auf dem Highway – da verzichte ich dann doch lieber und kraxel durch den Regenwald. Da Brunei ja eher klein geraten ist, erreicht man auch alle Spots innerhalb von ein-zwei Stunden Autofahrt. Für eine Tagestour also ideal.
Ich hätte nicht erwartet, dass Brunei so hügelig ist. Der höchste Berg (Bukit Pagon, 1850 m) liegt weit im Hinterland, an der malayischen Grenze. Im Küstengebiet findet man deutlich niedrigere Erhebungen, aber anscheinend ist es ein grundliegendes Konzept der hiesigen Hiking Trails, möglichst viele Steigungen unterzubringen. Ich weiss nicht, ob es an den Steigungen oder am Wald liegt, aber sämtliche Kombinationen an GPS-Trackern/Handys/Apps die wir über die Zeit ausprobiert haben, waren hier überfordert. Die Strecken wurden zwar hinreichend genau aufgezeichnet, aber Höhenprofile und Zeiten kann man vergessen.

Labi

Eine der beliebtesten Gegenden zum Hiken ist Labi. Wenn man der Jalan Labi bis ganz zum Ende folgt, landet man in Teraja. Hier findet man eines der wenigen verbliebenen Iban-Langhäuser. Die Iban gehören zu den Ureinwohnern Borneos. Früher haben sie sich als Kopfgeldjäger und Piraten einen blutrünstigen Namen gemacht, jetzt sind sie allerdings vorwiegend Reis- oder Palmöl-Bauern. Wenn sie denn überhaupt noch in ihren traditionellen Siedlungen wohnen und nicht in die Städte gezogen sind um dort ein modernes Leben zu leben.
Die Iban in Teraja haben darüber hinaus den Tourismus als Einnahmequelle erkannt. In unmittelbarer Nähe zu ihrem Langhaus gibt es mehrere Wasserfälle, die man auf diversen Touren einzeln oder kombiniert erwandern kann. Es ist allerdings angeraten, einen Guide anzuheuern. Denn die Pfade sind teils unwegsam und es gibt keine nennenswerte Ausschilderung. Und wenn man einmal falsch abbiegt ist man schnell in Malaysia gelandet. Hier sollte man keinem Ranger in die Arme laufen, sonst wird man leicht als Schmuggler verdächtigt.

Wasai Teraja
Wasai Teraja
Durch den Wald
Durch den Wald

Allerdings hilft auch ein Guide nicht unbedingt davor, sich zu verlaufen. Wir haben auf unserer Tour eine zweite Gruppe aufgegabelt, deren Guide sich zwar noch an die Route vom Vorjahr erinnern konnte – die war aber nicht mehr so gut zu begehen, so dass eine neue Route geschlagen worden war. Die kannte er aber noch nicht so gut. Glücklicherweise wusste uns Guide Bob wo es langgeht. Und wenn es etwas zu unwegsam wurde, kam einfach seine Machete zum Einsatz.
Wir hatten uns für die 2-Wasserfälle-Route entschieden. Der erste Stopp war am Wasai Belulok, der mit seiner Höhe durchaus beeindrucken kann. Das Highlight ist aber der Wasai Teraja. Denn am Fuße des Wasserfalles gibt es ein seichtes Becken, in dem man schwimmen kann um sich von den Strapazen der Tour zu erholen.
Während man auf den Wegen noch relativ alleine unterwegs ist, sammeln sich die Gruppen an den Wasserfällen. Gar nicht so einfach, hier Photos ohne andere Menschen zu machen! Der innerbrunesische Tourismus hat wohl sehr stark zugenommen. Kein Wunder, kommt man ja nur mit Genehmigung des Premierministers aus dem Land raus. Und diese bekommt man nur “in certain situations such as requiring urgent medical treatment, attending court trial, or proceeding with educational sessions overseas”.

Wasai Teraja
Wasai Teraja

Luagan Lalak Recreational Park

Auf halbem Weg zwischen Sungai Liang und Teraja liegt der Luagan Lalak Recreational Park. Auch von hier gehen einige Wanderwege ab. Vor allem aber ist dies ein guter Ort um die Seele baumeln zu lassen. Über breite Holzstege gelangt man in eine der drei Hütten, von denen aus man gelassen den Blick über das Wasser auf den Wald schweifen lassen kann. Hier haben wir schon stundenlang gesessen und geplaudert oder auch einfach vor uns hin geträumt. Die großen Wasserflächen hat man allerdings nur in der Regenzeit, ab Februar fällt der Blick vermehrt auf ein Schilfmeer.

Luagan Lalak
Luagan Lalak

Bukit Shabandar

Der Bukit Shabandar Forest Recreation Park ist ein kleiner Park direkt am Muara-Tutong Highway. Es gibt eine Handvoll Rundwege, die sich flexibel miteinander kombinieren lassen. Treffenderweise wird die große Runde als „9 Hills“ bezeichnet, denn es geht hier ordentlich auf und ab.
Irgendwann hatte mich ein brunesischer Kollege mal gefragt, was ich hier für Sport mache. Die Frage hatte ich mit „Badminton“ beantwortet. Seine Reaktion: „Ah, so nothing extreme? Like… Hiking?“. Da hatte ich noch drüber gelacht. Nach dieser Wanderung habe ich seine Reaktion verstanden 😉 Insbesondere in der Regenzeit werden einige Pfade wirklich schwierig zu begehen. Steile An- und Abstiege werden durch matschigen Boden nicht einfacher zu bewältigen. Aber als Ausgleich zur Arbeit ist das dennoch höchst willkommen.

Wanderweg im Brunei-Stil
Wanderweg im Brunei-Stil
Aufwärts...
Aufwärts...
brunesische Bergziegen
brunesische Bergziegen

Man sollte allerdings darauf achten, nicht eine Abzweigung zu übersehen. Wenn man nämlich immer weiter geradeaus läuft, mag man zwar den Eindruck haben, noch auf dem richtigen Pfad zu sein, hat aber unter Umständen den Bereich des Parks schon verlassen. Komoot und Co sind hier leider auch keine Hilfe, wenn man erstmal den Weg verloren hat. Denn dann steht man einfach mitten im „grün“. Aber schön ist es dort!
Leider hat es dann auf dem Rückweg angefangen zu regnen, so dass wir den Rundweg nicht weiter gegangen sind, sondern den kürzesten Weg zum Auto genommen haben. Pro-Tipp: immer ein Handtuch und trockene Kleidung im Auto haben!

Blick aufs Meer
Blick aufs Meer

Bukit Saeh

Südlich von Bandar gibt es eine Hügelkette, deren höchster Gipfel Bukit Saeh heißt. Auch wenn absolut nur rund 200 Höhenmeter zu überwinden sind, hat man am Ende aufgrund des ständigen auf und ab deutlich mehr Höhenmeter in den Beinen. Weder Komoot noch GuruMaps bekommen das richtig aufgelöst, aber ein Blick auf den Track gibt schon einen Hinweis darauf, wie unwegsam das Gelände ist. Doch wie in Shabandar gilt auch hier: es macht Spaß! Und es macht den Kopf frei.
Vom Gipfel kann man dann in der einen Richtung über Bandar schauen, in die andere Richtung erblickt man Wald. Viel Wald. Und der Großteil gehört dann schon zu Malaysia. Der Rückweg führt dann wieder an einem kleinen Wasserfall vorbei. Auch hier kann man im Becken schwimmen. Beziehungsweise einmal untertauchen, für alles andere ist es zu klein. Aber das Wasser ist klar und erfrischend kalt, genau das Richtige nach dem schweißtreibenden Auf- und Abstieg zum Bukit Saeh.

Regenwaldtypisch: Brettwurzeln
Regenwaldtypisch: Brettwurzeln
Regenwaldtypisch: Nepenthes
Regenwaldtypisch: Nepenthes
Eine Aussicht zum genießen
Eine Aussicht zum genießen

Der Track wurde gerade neu angelegt. Er war ist ausgeschildert und an den besonders steilen Stellen mit Seilen und teilweise sogar Leitern ausgestattet. Die erste Tour ohne Guide bei der wir uns nicht verlaufen haben. Yay 😀
Das Faszinierende an diesen Routen so nah an der Stadt: man läuft durch den Regenwald, sieht exotische Pflanzen, klettert über Stock und Stein – hat aber vollen Handyempfang und hört den Muezzin zum Gebet rufen.

Bukit Dadap

Vom Bukit Saeh einmal über den Fluss geschaut, findet man den Bukit Dadap. Nach einem kurzen, knackigen Anstieg kann man auf dem Hochplateau entspannt spazieren gehen. Sportlich wird es noch einmal beim Abstieg in die Gua Harimau (Tigerhöhle), eine kleine Höhle, die um ehrlich zu sein, nicht ganz den Erwartungen gerecht wird, die ich an „das Highlight“ der Route hatte.
Dafür gab es hier von allen Touren bisher die schönsten Lianen.

Korkenzieher-Lianen (heißen wahrscheinlich anders)
Korkenzieher-Lianen (heißen wahrscheinlich anders)
Möchte die Liane uns was sagen?
Möchte die Liane uns was sagen?
Hiking is Fun :-)
Hiking is Fun 🙂

Gestern und Morgen

So geht’s weiter (…)

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