Quarantäne

In Quarantäne

Egal wieviele Covid-Tests man im Vorfeld gemacht hat, bei der Einreise nach Brunei stehen erst einmal 14 Tage Quarantäne auf dem Programm. Ich durfte diese im Empire Hotel in Bandar Seri Begawan verbringen. Was ich nicht durfte, war das Hotelzimmer verlassen. 

Das Empire ist das größte und luxuriöseste Hotel Bruneis. Es hat neben den normalen Zimmern auch 16 Villen (teilweise mit eigenen Kinos), mehrere Restaurants,  Schwimmbäder und Pools, einen Golfplatz, Bowling-Bahnen, Badminton-Courts… 
Allerdings durfte ich nichts davon benutzen. Lediglich einen der Pools konnte ich vom Balkon meines Zimmers aus beobachten. Dabei wusste ich mitunter nicht, wer mir mehr leid tat. Ich, weil ich vom Balkon nur auf diesen tollen Poll schauen und nicht drin baden durfte, oder die offensichtlich total gelangweilte Aufpasserin am Pool, die nichts aufzupassen hatte, weil niemand drin badete.
Denn das Verlassen des Zimmers wäre mit einer Strafe von bis zu 15.000$ bestraft worden. So blieben mir also rund 60 Quadratmeter, ein bequemes Bett, ein kleiner Schreibtisch, ein Sofa, eine Badewanne 🙂 und ein Netflix-Account um die nächsten 14 Tage zu verbringen.

Hotel-Quarantäne 2
Wenn man zu viel Zeit in einem Zimmer verbringt...
Hotel-Quarantäne 1
... kennt man irgendwann jede Ecke 😉
Hotel-Quarantäne 8
Schicke Badewanne

Ich muss gestehen, diese zwei Wochen gehören zu der entspanntesten Zeit, die ich in den letzten Jahren gehabt habe. Für die Kollegen in Deutschland war ich schon weg, alle Projekte waren mehr oder weniger übergeben. Fragen zu diesen Projekten wurden immer weniger. Für die Kollegen in Brunei konnte ich noch nicht viel machen, und viele Anfragen kamen noch nicht rein. Ich habe also einiges an liegengebliebenem Papierkram abgearbeitet, und ansonsten hauptsächlich geschlafen, gelesen, Serien geschaut, und geschlafen. Es gehen doch nichts über zwei Wochen völlig freier Zeiteinteilung um einen Jetlag zu überstehen 😀

Dreimal täglich wurde mir Essen vor die Tür gestellt (genau genommen, meistens in einer Plastiktüte an den Türknauf gehängt). Es gab keine Auswahl, alle Quarantänegäste bekommen hier das Gleiche. Es wird lediglich in Halal und nicht-Halal unterschieden. Das Essen war ok, nichts besonderes, aber abwechslungsreich. Nur mit den Nachspeisen hatte ich teilweise so meine Schwierigkeiten. Aber man muss ja auch nicht alles essen… (Der Schokokuchen allerdings war der Wahnsinn!)

Nachtisch
Nachtisch

Zweimal täglich kam ein Anruf von Mitarbeitern des  Gesundheitsamts, die sich erkundigten ob ich irgendwelche Covid-Symptome hätte. Nach fünf Tagen durfte ich das Zimmer kurz verlassen. Ein Hotelmitarbeiter in Vollschutzanzug, mit Handschuhen, Mund-Nasen-Maske und Schirm brachte mich in einen der Meeting-Räume. Zum Covid-Test Nummer 3.
Während ich darauf wartete, dass ich drankomme, plauderte ich ein bisschen mit einer der Mitarbeiterinnen des Gesundheitsministeriums. Auf ihre Frage, ob ich mich in der Quarantäne sehr langweile, antwortete ich, dass es ganz ok sei, da ich ja auch arbeite. Sie: „Ah, you people from thyssenkrupp. You all say you are not bored because you work!“ Das Klischee des deutschen Ingenieurs mal wieder voll bestätigt…

Zwei Tage später hatte ich dann wieder einen voll vermummten Menschen an der Hotelzimmertür stehen. Diese Mal wurde mein Reisepass eingesammelt und – in einer Plastiktüte mit „Biohazard“-Aufdruck verpackt – zum Ministry of Foreign Affairs gebracht. Der Visaprozess ging in die nächste Runde. Zurückbekommen sollte ich ihn erst Wochen später, mit einer Menge Stempeln darin. Zu denen sich in den nächsten Monaten wohl noch einige weitere gesellen werden. 
Golfplatz-Ausläufer
Golfplatz-Ausläufer

Ohne Pass aber mit hochoffiziellem „Statement of Completion for Quarantine Order“ in der Tasche ging es dann nach Ablauf der zwei Wochen weiter nach Tutong. Hier wurde ich wieder in ein Hotel einquartiert, für zwei Monate mit der Option auf Verlängerung. Die – wenig überraschend – auch gezogen wurde…

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